Wo ist die Kneipenkultur geblieben, wohin am Abend?
Der Leerstand im Einzelhandel wird regelmäßig angesprochen. Unsere schöne Altstadt leidet, aber nicht nur am Leerstand von Geschäften.
Wo ist die Kneipenkultur geblieben? Wo geht unsere Jugend am Abend hin?
Wer kann sich noch an Zeiten erinnern, als in Bad Windsheim zwei Diskotheken nicht nur unseren ortsansässigen Jugendlichen eine Option für den Abend waren? An die „little one“ können sich sicher nur noch die „älteren Jugendlichen“ erinnern, die heute selbst Kinder haben dürften.
Aber „Inside“ und „Tropic“ waren viele Jahre ein fester Bestandteil des Nachtlebens in unserer Stadt. Viele können sich noch an die zugeparkte Hofmannstraße, damals noch Sackgasse, erinnern, wenn Heerscharen von Autos aus dem weiteren Umland nach Bad Windsheim fuhren, um die „Tropic“ zu besuchen.
Heute müssen unsere Jugendlichen selbst mit dem Auto weit fahren, um zu tanzen. Bad Windsheim hat nicht nur keine Diskothek mehr, auch die Kneipenkultur hat sich in den vergangenen 10 Jahren drastisch verändert – leider nicht zum Guten. Wer kann sich noch an den Holzwurm erinnern (Schüsselmarkt), in dem dann ein Blumenladen einzog (den es heute an dieser Stelle auch nicht mehr gibt)? Das aufwendig sanierte Irish Pub am Schönen Brunnen stand lange leer, war kurz offen (als Australische Kneipe) und steht jetzt wieder leer.
In der Pfarrgasse gab es mal eine PennyLane – Bar, das Haus verfällt seit Jahren völlig.
Als Konstante gibt es noch die Schüssel, das La Bamba, Graffiti und das „1000 und eine Nacht“, über das man aber in der heimischen Presse immer eher negative Artikel liest. Das Cafe Sommerer, mit Oldie-Nächten und anderen Veranstaltungen schon fast ein kulturelles Highlight, ist auch geschlossen.
Die schöne Lokalität am Marktplatz mit wechselnden Betreibern und noch häufiger wechselnden Öffnungszeiten ist sicher kein Highlight. Der Versuch, eine Musik-Kneipe (Abele) zu etablieren, ist ebenfalls gescheitert? Den Versuch, ins Storchennest mal eine Musikkneipe (Idur) zu machen, war vorher schon nach gefühlten 3 Wochen vorbei. Wo kann man denn in der Altstadt am Abend gepflegt einen Cocktail trinken? Wohin kann man Touristen und Einheimische am Abend schicken, wenn es etwas mehr als nur ein Bier vom Fass sein soll? Was machen Jugendliche am Abend?
Was ist hausgemacht, was könnte man ändern?
Die Sperrzeitverlängerung, die die Stadt Bad Windsheim versuchte umzusetzen, war sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Viele Probleme im Umfeld von Kneipen sind im Zusammenhang mit Lärmbelästigung bekannt. Ist unsere Jugend wirklich so laut, dass man sie aus der Altstadt aussperren muss? Und wohin dann? In ein Wohngebiet, wie es doch tendenziell im Bereich der Tennishalle besteht, wo sich seit Jahren das Le Sole hält? Oder doch raus, hoch auf den Weinturm, wo der gleiche Betreiber versucht, aus der gut-bürgerlichen Speisegaststätte eine Party-Insel zu machen?
Warum liest man heute so viel über Lärm im Umfeld von Kneipen? Seit dem strikten Nichtrauchergesetz in Bayern gehen die Raucher vor die Türe. Ob das den Wirten und Gästen gefällt, ist eine andere Sache. Fakt ist, dass in einer Innenstadt wie Bad Windsheim nachts fast schon Totenstille herrscht. Wenn nur 4 Personen sich nachts vor einem Lokal unterhalten, stört das die Anwohner, weil man es eben hört.
Muss die Kneipenkultur den gleichen Weg gehen, wie der Einzelhandel, also raus aus der Innenstadt, am besten in ein Gewerbegebiet?
Ein großer Handelshof draußen, mit Spartenrestaurants (Italiener, Grieche, Mexikaner, Chinese), dazu eine Cocktailbar, eine Pilsstube, vielleicht noch einen seelenlosen Cafehaus-Ketten-Ableger? In den Keller eine Bowlingbahn, eine Disko und ein Spielcasino.
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